Bürger der Gemeinde Ruppichteroth haben mit wissentschaftlicher Begleitung ein Modell der früheren Burg gebaut. Dies ist im Foyer des Rathauses der Gemeinde zu Schönenberg ausgestellt.  --Modell von Alois Müller, Ruppichteroth, 2012--  
Mahlmühle
vor 1813


Herrenbröl

von Hermann Joseph Roggendorf 2

 Lage

Die ruinöse Anlage befindet sich in Ruppichteroth, Ortsteil Ahe, Wohnplatz Herrenbröl zwischen dem Waldbrölbach und dem noch vorhandenen Mühlengraben, hart an der Bröltalstraße3.

 Bezeichnung der Siedlung

1417 zu der Broell, Rentenbuch Blankenberg 206 R4.

1532 in der Broill, HStAD Vilich Urk. 122a5.

1550 hauß zumBroll Gerhard, O., S. 1456.

1594 Weschpennings Bröll Hirtsiefer, Berg. Jül. Gesch. Bll. 7, 227.

1644 Weschpfenninings Broell Hirtsiefer, Hbll. 16, 2488.

1755

1789 Herrenbröl Fabricius, S. 309, Nr. 779.

1802 Westpfenningsbroer Lenzen, Statistik, S. 9410.

1817 Herrn broel (Hof) Übersicht Gebietseinteilung11

1828 In der Urkarte ist kein Name genannt.

 

Ruine Herrnbröl -heutige Ansicht von der Straße-

 

Beschreibung

Erhalten sind im Jahre 1985 eine aufgehende Mauer aus Bruchsteinen mit kleinen Fensteröffnungen. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege vermutet eine ehem. Stützmauer, während Renard im Jahre 1907 von der Außenwand eines vorspringenden eckigen Turmes spricht, etwa drei Geschosse hoch mit kleinen Scharten12. Weitere Mauerteile (?) aus Bruchstein befindet sich unter einem Scheunengebäude. Ein in Bruchstein gemauerter gewölbter Keller liegt unter dem noch bewohnten Fachwerkhaus (Anm.: heute beides nicht mehr vorhanden) innerhalb der Anlage.

Die Errichtungszeit von Wohnhaus und Scheune sind nicht bekannt. In der Urkarte von 1828 sind diese beiden Gebäude nicht eingetragen.

 

Baugeschichte

Über Vorgängerbauten an dieser Stelle ist nichts bekannt. Auch über die Entstehung dieser ruinösen Anlage konnte ich keine Quellen einsehen. O. Gerhards Behauptung, 1498 sei Johan (Engelbert) von Scheid genannt Weschpfennig auf Weschpfenningsbröl gestorben, ist nicht belegt13. 1703 soll in der Anlage eine Hauskapelle bestanden haben, in der auch die Messe gelesen worden sein soll14. Auf das Vorhandensein einer Burgkapelle deutet der Kirchturmshahn in der Zeichnung von ca. 1644, die hier abgebildet ist.

 

 

Der "Sacellanus in praenobili domo Broell" im Jahre 1755 hieß W. Schürholtz15. In den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts scheint der Verfall eingesetzt zu haben. Im Jahre 1828 lag der Hof Herrenbröl zwischen dem noch vorhandenen Mühlengraben mit einer Mühle und einem Weiher. Die Hofanlage bestand aus drei auseinanderliegenden Gebäuden, von denen zwei unmittelbar an den Weiher stießen. Diese Hofanlage war durch eine Steinbrücke, die über den Mühlengraben führte, zu erreichen. In der Nähe dieser Brücke lag das dritte Gebäude. Über die Nutzung oder Bedeutung dieser Gebäude konnte ich nichts feststellen16.

 

 

Besitzgeschichte

Herrenbröl wird nach den mir vorliegenden Quellen 1417 zum erstenmal genannt. In der Quelle heißt es "Zu der Broell". Eigentümer war damals die Familie Weschpfennig. Der Vorname des Eigentümers fehlt in dieser vorerst ältesten Nennung17. Es ist aber aus der Literatur bekannt, dass die Familie vom 15. bis zum 17. Jahrhundert wahrscheinlich die bedeutendste im alten Kirchspiel Ruppichteroth war und dort viele Rechte und Besitztümer besaß18. Nutzbare Rechte waren der sogenannte Mühlenbann, der dem Engelbert von Scheid, genannt Weschpfennig, am 21. Dezember 1442 vom Herzog von Berg verliehen worden war19. Dieses Recht bedeutete, dass Engelbert und seine Nachfolger jederzeit die erforderliche Mühle betriebsfähig vorhalten musste, das bedeutete aber auch, dass alle Bewohner des Kirchspiels, in dieser Mühle ihr Getreide und ihre Ölfrüchte mahlen lassen mussten. Dafür hatten sie natürlich eine Abgabe zu zahlen. Diese Verfügung des Herzogs galt noch 1644, als dieses alte Recht im Rahmen einer allgemeinen Aufzeichnung niedergelegt wurde20.

1455 hatte Herzog Gerhard von Berg dem "Engelbert von Scheide gnandt Weschpfennig" zur Sicherheitfür ein Darlehen von 70 Oberländischen Rheinischen Gulden das Fischereirecht im Waldbrölbach und die Akzise im Kirchspiel Ruppichteroth verliehen21. Die Akzise war eine Verbrauchssteuer, die vor allem von Lebensmitteln erhoben wurde.

2Hermann-Joseph Roggendorf in: Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises - Jahrbuch des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V., 53. Jahrgang 1985, Seiten 215 ff.
 
3Vgl.: Die Kunstdenkmäler des Siegkreises, im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz , bearbeitet von Edmund Renard. In: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, im Auftrage des Provinzialverbandes hers. Von Paul Clemen, fünfter Band, IV: Die Kunstdenkmäler des Siegkreises, Düsseldorf 1907, S. 181, ferner: Burghardt, Franz J., Adelssitze und freie Güter im Raum Rppichteroth-Winterscheid in: Ruppichteroth im Spiegel der Zeit, hrsg. Von Harry Hendricks, Bd. II, Siegburg 1978, S. 11-18 (zit.: Hendricks, Ruppichteroth), ferner das Denkmalblatt des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege, Gemeinde Ruppichteroth, Bodendenkmal Nr. 28, vom 23.10. 1978, ferner: Burghardt Franz J., Adel,Beamte und Bauern zwischen 1200 und 1800 in: Hendricks, Ruppichteroth, Bd. II, S. 19-52 und die dort genannte Literatur sowie: von Scheid genannt Weschpfennig, Joachim, von Weschpfennig, Eberhard und Burghardt, Franz J., Zur Geschichte der Familie von Scheid genannt Weschpfennig im Kirchspiel Ruppichteroth in: Hendricks, Ruppichteroth, Bd. II, S. 53-63 und die dort genannte Literatur.

4Vgl. das Renten- und Lagerbuch des Amtes Blankenberg, aufgestellt 1643-1646. Dieses Amtsbuch enthält Rechte und Einkünfte des Herzogs von Berg im Amt Blankenberg und wurde im Zuge einer Erhebung durch herzogliche Kommissare im angegebenen Zeitraum zusammengestellt. Das Or. Befindet sich im Museum in Hennef-Stadt Blankenberg. Museumsleiter Prof. Dr. Helmut Fischer danke ich für die Erlaubnis, das Werk einzusehen. Der üppige barocke Titel kann dem Or. entnommen werden.

5Vgl. Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Stift Vilich, Urkunde Nr. 122a von 1532. Den Hinweis auf diese Urkunde und eine Photographie dieser Urkunde verdanke ich Herrn Josef Hamm, Eitorf-Balenbach.

6Vgl. Oswald Gerhard, Zur Geschichte der rheinischen Adelsfamilien. Die adligen Sitze im Amte Windeck, Düsseldorf, o.J., Beilage IX, Seite 145.
 
7Vgl. Hirtsiefer, W., Rittersitze, Frei- und Dienstgüter im ehemaligen Amte Blankenberg. Nach der Erkundigung vom Jahre 1594 mitgeteilt. Bergisch-Jülichsche Geschichtsblätter, Monatsschrift des Bergischen Geschichtsvereins für die alten Herzogtümer Berg und Jülich, 7. Jahrgang 1930. S. 21-24, hier S. 22.

8Vgl. Hirtsiefer, W., Die geistlichen und adeligen Güter des Amtes Blankenberg im Jahre 1644 und ihre Angaben, Heimatblätter des Siegkreises 16, 1940, S. 245-252, hier S. 248.

9Fabricius, Wilhelm, Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, zweiter Band: Die Karte von 1789: Einteilung und Entwicklung der Territorien von 1600-1794. Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde XII, Bonn 1898, S. 309, Nr. 77.

10Vgl. Beytraege zur Statistik des Herzogthumes Berg. Hrsg. Von Th. J. J. Lenzen ..., Düsseldorf 1802, S. 94.

11Vgl. Übersicht der Gebiets-Eintheilung des Regierungs-Bezirks Köln, Köln o.J. (1817), S. 82, Nr. 2431.

12Vgl. Kunstdenkmäler, S. 181 (s. Anm. 1)
13Vgl. Oswald Gerhard, Adelsfamilien, S. 103 (s. Anm. 4).

14Vgl. Burghardt Franz J., Adelssitze in: Hendricks, Ruppichteroth, Bd. II, 1978, S. 15 (s. Anm. 1).

15 Vgl. Ebda.

16Bei der Neufestsetzung der Grundsteuern im Jhare 1808 wurde nur noch die "mahlmühle in der Broel mit dem unter und um sich habenden grund nebst wassergraben" im Umfang von 1 Morgen und 10 Ruten als Nr. 1 zu Herrenbröl in die Steuerrolle eingetragen. Die z.T. beschädigten drei Bände dieser Steuerrolle liegen im Stadtarchiv Siegburg. Vgl. auch die Urkarte im Archiv des Katasteramtes der Kreisverwaltung Siegburg. Für die Genehmigung zur Abbildung an dieser Stelle danke ich dem Leiter des Dezernates Herrn Ltd. Kreisvermessungsdirektor Rodenkirchen und seinen Mitarbeitern, vor allem Herrn Riemensperger, der das Archiv betreut.
17 Vgl. das Renten- und Lagerbuch des Amtes Blankenberg ..., Bl. 206 RV: Urkunde des Hermann Rennenberg über seine Güter und Rechte im Kirchspiel Eitorf von 1417, Okt. 8.

18 Vgl. die in den Anm. 1 und 4 genannte Literatur.

19 Das Or. dieser Urkunde, die m. W. bisher nicht gedruckt ist, hat mir nicht vorgelegen. Diese wird genannt bei v. Scheidt gen. Weschpfennig, Geschichte der Familie von Scheid ... in Hendricks, Ruppichteroth, Bd. II, 1978, S. 54 sowie bei Hamm, Josef, Die Siedlungen des Kirchspiels Winterscheid in: Winterscheid, ein Heimatbuch, Hrsg.: Hubert Janzen i.A. des heimatvereins Winterscheid e.V., (Winterscheid) 1982, S. 109.

20 Vgl. das Renten- und Lagerbuch des Amtes Blankenberg, Bl. 364 R mit der Einschränkung, dass die Bewohner des Kirchspiels in der Mühle bei dem Adelssitz Herrenbröl mahlen lassen mussten.

21Vgl. die Abschrift dieser Urkunde im bereits mehrfach genannten Renten- und Lagerbuch des Amtes Blankenberg, Bl. 362 RV.
Joomla Business Templates by template joomla